Dienstag, 29. Juni 2010

Entsetzliche Ferien

Was gab es in der Kinderzeit Schöneres, als nach dem samstäglichen Wannenbad im Schlafanzug, noch nach "Badedas" duftend, mit dem Ohr an der elterlichen Musiktruhe mit Zehnplattenwechsler zu kleben und Kinderkrimis hören?
Für alle jungen und jung gebliebenen Fans dieses Genres gibt es die CD "Die Ferienbande und die entsetzlichen Ferien" von dem Radio-Comedy-Duo Kai & Sven, die die unzähligen Hörspiele von "TKKG" bis "Fünf Freunde" parodieren. Die Ferienbande, bestehend aus Bernd, früher genannt Beate, Baul, Billy, genannt Bröckchen, Babsi und Bambi, der Hund, bestehend aus allerhand skurrile und turbulente Abenteuer auf der Ferieninsel Rügen.
Da ist zum Beispiel "Strandkorb-Norbert" (exzellent gesprochen von Konrad Halver), der hanebüchene Geschichten über die Insel Rügen erzählt: Von dem Edeka-Markt, der vor hundert Jahren von einem tunesischen Einwanderer und seiner Frau, einer echten baskischen Tusnelda, gegründet wurde, unde über das Gruselhaus in der Mitte der Insel, in dem später ein Single-Club war. Aber genau für das Gruselhaus interessiert sich die Ferienbande nun mal - wie das in Kinderkrimis immer so ist!
Die CD ist aufwendig produzier, und die bekannten Hörspielsprecher und Urgesteine Lutz Mackensy ("Fünf Freunde"), Konrad Halver ("Winnetou") und Oliver Rohrbeck ("Die drei ???") nehmen sich dabei selbstironisch auf die Schippe. 70 Minuten Nonsens, Spaß und Satire. Beim Hören fühlt man sich direkt wieder in seine Kinderzeit versetzt und riecht förmlich den Badedas-Duft. Für meinen Geschmack leider nicht anarchistisch genug - aber für mich liegt die Kinderkrimizeit ja auch schon Jahrhunderte zurück. Und Musiktruhen gibt's heute auch nicht mehr.

"Die Ferienbande und die entsetzlichen Ferien", Label Funstation, CD und MP3

Donnerstag, 24. Juni 2010

Der Ball ist Kunst

Das Runde muss in das Eckige: Runde Brötchen in den eckigen Toaster. Oder die runde CD in die eckige CD-Hülle. Aber auch das eckige Bild in das runde Museum of Modern Art. Und Ecki?
 (Illustration: Öl auf Leinwand, 55 x 50 cm)

Mittwoch, 23. Juni 2010

Die neue Geizigkeit

Der Gemüsehändler Hassan bei mir an der Ecke verwickelte mich in ein interessantes Gespräch über Wassermelonen. Ich wusste ja gar nicht, dass sie unter anderem auch nierenreinigend sind. Weil ich meinen Nieren mal was Gutes tun wollte, fragte ich Hassan, ob ich eine Melone haben könne. Als er bejahte, schnappte ich mir ein prächtiges Exemplar und ging weiter. "Halt...!" rief mir Hassan hinterher. Als ich ihn verwundert anschaute, sagte er: "...kosten 2,50 das Stück. Ich kann sie nicht verschenken, weil ich davon leben muss." Ich hatte gedacht, er schenkt sie mir.
Nein. So war es gar nicht. Diese Geschichte habe ich mir ausgedacht. Und warum? Weil es mir in letzter Zeit ähnlich wie Hassan oben in der Geschichte geht. Wenn ich nämlich mit vermögenden Freunden über mein Buch rede und sie dann Interesse bekunden und gerne eines haben möchten. Wenn ich ihnen dann eine Widmung reingeschrieben habe und dann höflich um 16,90 Euro bitte, schauen sie mich an wie ein Pferd, das zum ersten Mal vor die Kutsche gespannt werden soll. Dabei geben sie an einem Urlaubstag so viel Geld aus wie ich im ganzen Monat.
Und das Seltsamste ist: Daraufhin werde ich dann später von den "Geschröpften" nur noch sehr kühl gegrüßt. Mit einem Blick, als hätte ich ihr Tafelsilber mitgehen lassen. Und das alles wegen läppischen 16,90? Na Bravo! Feine "Freunde" sind das. Geiz ist die Armut der Reichen, schrieb einmal Werner Mitsch so treffend.
Ach so, übrigens: Gestern hat mich die Putzfrau, die bei mir im Haus immer die Treppe putzt, angesprochen. Sie habe mich im Fernsehen gesehen und fragte nun, wie teuer mein Buch sei. Wenn es nicht zu teuer wäre, würde sie es sich kaufen. Ich schenkte es ihr.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Ist das die Unendlichkeit?

Wie weit geht das Foto im IPhone? Unendlich? Und darf man das überhaupt, weil so Schwarze Löcher entstehen könnten? Ist das Universum unendlich oder hört es irgendwo auf, nämlich an einer Mauer, die mit einer Blümchentapete tapeziert ist? Trotz einer starken Lupe habe ich es an meinem IPhone nicht herausgefunden. Albert Einstein sagte einmal dazu: "Das Universum und die Dummheit der Menschen sind unendlich - wobei ich mir beim Universum nicht ganz sicher bin."

Dienstag, 8. Juni 2010

New York für 90 Euro

Der Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, müsste stolz sein, dass die Künstlerin Isa Genzken ein Collagen-Buch namens "I love New York, Crazy City" geschaffen hat. Der über 4 Kilo schwere, hervorragend gedruckte Bildband ist groß wie ein Laptop.
Unter dem Einfluss der enormen Dynamik der Stadt New York ist der scheuen Künstlerin eine hervorragende und sehr private Momentaufnahme gelungen.
Es sind Schnappschüsse, Selbstportraits, Hotel- und Restaurantrechnungen, Werbeanzeigen amerikanischer Zeitungen, Preisschilder und bekritzelte Bierdeckel unter- und übereinander, kreuz und quer, die die Autorin mit Klebeband nicht nur zusammen hält, sondern auch teilweise einrahmt. Dadurch entstehen verblüffend echt wirkende vermeintlich dreidimensionale Seiten.
Doch was hier so zufällig und leicht wirkt, wie ein zufällig entstandenes Sammelsurium, ist fein komponiert und voller ironischer Anspielungen gepaart mit leidenschaftlichen Liebeserklärungen an New York.
Ich hatte einmal an einem verregneten Nachmittag das große Vergnügen, mit Isa Genzken gemeinsam ihren Bildband durchschauen zu dürfen. Nach den 460 Seiten, ihren ausführlichen Kommentaren und 3 Milchcafés, kam es mir vor, tatsächlich mit ihr zusammen in New York gewesen zu sein. Besser kann man New York nicht zeigen.
Deshalb fordere ich Sie, Mr. Bloomberg, hiermit auf, Isa Genzken zur Ehrenbürgerin Ihrer Stadt zu machen. Und nicht lange überlegen! Versprochen?

Isa Genzken, "I love New York, Crazy City", 460 Seiten, Verlag jrp/Ringier, 90 Euro

Sonntag, 6. Juni 2010

Kuchenteller

Diese und andere originelle Kuchenteller gibt es bei dem Kreuzberger Kult-Konditor Mr. Minsch (siehe auch ausführlichen Bericht mit der Überschrift "Käsekuchen to go" weiter unten).

 Mr. Minsch, Yorckstr. 15, 10965 Berlin-Kreuzberg, Telefon 28 45 08 94, U-Bhf. Mehringdamm

Donnerstag, 3. Juni 2010

Erdbeerzeit

Wer Erdbeeren nachmacht oder verfälscht oder sich nachgemachte oder verfälschte Erdbeeren verschafft und in die Supermärkte bringt ist ein  - Jogurtfabrikant.