Sonntag, 29. Mai 2011

Schwarzwälder Kirschtorte à la Selbstmordattentäter

Lieblos serviert im Raymons
Eigentlich sitzt man sehr schön, im "Raymons", an der Spandauer Frieda-Arnheim-Promenade. Auf der einen Seite fällt der Blick auf die historische Zitadelle und auf der anderen auf die alte Eisenbrücke, die auf die Insel Eiswerder führt, die man aus zahlreichen Edgar-Wallace-Filmen kennt. Ein um das andere Mal irrte Klaus Kinski als Psychomörder im Kunstnebel auf ihr herum. Denn in der Nähe befinden sich die legendären CCC-Filmstudios von Atze Brauner.
Es fehlt einem nur noch ein Stück Kuchen zum Glück. Ich bestellte also eine Schwarzwälder Kirschtorte und einen Cappuccino und ein Glas Leitungswasser. Doch was mir an diesem Sonntagnachmittag ein paar Minuten später vorgesetzt wurde, schrie zum Himmel. Eine Kellnerin stellte mir stolz und selbstbewusst mit einer Unschuldsmiene etwas vor mich hin, als wäre es ein Stück von der Torte, die den 1. Preis beim Internationalen Schwarzwälder-Kirschtorten-Wettbewerb gewonnen hätte. Doch was ich auf dem Teller erblickte, ließ mich erstarren. Das was die Bedienung als "Schwarzwälder Kirschtorte" bezeichnete, lag so auf dem Teller, als hätte sie mir ein Selbstmordattentäter serviert, just in dem Augenblick, wie er sich gerade in die Luft jagte. Das Stück lag lieblos auf der Seite und die Schokoflocken waren über den ganzen Teller verteilt. Außerdem war es alt, als wäre es aus der nahe gelegenen Zitadelle von einem Archäologen ausgegraben worden. Allerdings hätte es dann nicht so nach Chemie schmecken dürfen, denn damals gab es noch keine Chemie. Und das alles zu dem stolzen Preis von 3,50 EUR, der Cappuccino kostete 2,90 EUR.
In diesem Zusammenhang fällt mir der alte Witz wieder ein. Frage: Sind Spandauer schlechte Menschen? Antwort: Nein - aber grüßen muss man sie nicht.

Raymons (ehemals "Mississippi"),  Frieda-Arnheim-Promenade 7, 13585 Berlin-Spandau

Gute Ehe

Freitagnachmittag im Charlottenburger Park. Ein älteres Ehepaar steht am Schlossteich und beobachtet schweigend die quakenden Frösche. Nach einer Weile sagt der Mann zu seiner Frau: "Nun musste dir nur noch einen rausholen und küssen - dann haste endlich deinen langersehnten Traumprinzen."

Diese Geschichte erschien am 29.5.2011 auch im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik Berliner Liste.

Sonntag, 22. Mai 2011

Tag der Arbeit

Ein sonniger Nachmittag auf einer Liegewiese im Charlottenburger Schlosspark. Ein junges Paar legt sich in Badekleidung auf eine Decke. Nach zehn Minuten sagt die Frau zu ihrem Begleiter: "Boah, in der Sonne liegen ist ja ganz schön anstrengend."

Diese Geschichte erschien am 21.5.2011 auch im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik Berliner Liste.

Sonntag, 15. Mai 2011

Tortengedicht

Die Bedienung brachte umgekippte Torte,
in der Luft lag Tonband-Bach.
Da lag sie nun – mir fehlten die Worte.
„Was ist?“ – Ich sagte „Ach!“

Alien im Tiergarten

Freitagnachmittag bei einem Picknick im Tiergarten. Plötzlich großes Geschrei. Alt und Jung versammeln sich um eine Stelle. Man diskutiert aufgeregt und zeigt auf ein "komisches Tier". Alle rätseln, was es wohl sein mag. Als man näher kommt, entpuppt sich das "komische Tier" als - Maikäfer.

Diese Geschichte erschien am 15.5.2011 auch im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik Berliner Liste.