Donnerstag, 30. Juni 2011

Oh lala!

gondelGötz Alsmann sammelt seit ewigen Zeiten frivole Herrenmagazine aus der Nachkriegszeit, die so wunderbare Namen wie „Gondel“, „Toxi“, „Paprika“ oder „Wiener Melange“ tragen und die aus der heutigen Sicht eher unfreiwillig komisch waren. Die Vorläufer des „Playboy“ eben. Galant, witzig und ironisch führt Alsmann mit Anekdoten und Reportagen aus diesen Magazinen durch den Abend. Da gibt es zum Beispiel die wunderbare Geschichte um die „Hohe Schule der Gattenliebe“ oder eine Anzeige von der „PinguiGötz Alsmann und Lo Graf von Blickensdorfn Bar – Deutschlands einzige Negerbar“ in der man „für 5 Mark splitternackte junge Damen“ betrachten konnte. Auch hörte ich das fast vergessene Wort „Bonboniere“ wieder. Die Zuschauer im Berliner Tipi bogen sich vor Lachen, so dass man fürchten musste, dass einige in der Mitte durchbrachen. Was aber Gottseidank nicht passierte. Zwischendurch gab es heiße Bossa-Nova-GötzRhythmen, die Götz virtuos mit seiner japanischen elektronischen Orgel von 1959 und zusammen mit der exzellenten und altbewährten Götz-Alsmann-Band zu Gehör brachte. Bei Titeln wie „Das sind die Beine von Doloros“ und „Ich küsse Ihre Hand Madame“ zuckten die, Gottseidank nicht durchgebrochenen, Zuschauer im Rhythmus wie elektrisiert mit. Ein sehr empfehlenswerter Abend – nicht nur für Herren! Anschließend gab es noch eine AfterLo Graf von Blickensdorf, Götz Alsmann und Bandshowparty (siehe Fotos) für alte Freunde des Meisters. Es wurden leckere Sachen kredenzt wie zum Beispiel „Vitello Tonata“, Rinderfilets, himmlische kleine Törtchen (!) und nicht zu vergessen: süffige geistige und nichtgeistige Getränke. Und lange schallte es aus dem Tipi noch: „Götz Alsmann – er lebe hoch!“

Dienstag, 14. Juni 2011

Kleine Erlebnisse großer Männer: Kant

Eines Tages geschah es Kant,
daß er keine Worte fand.
Stundenlang hielt er den Mund
und er schwieg nicht ohne Grund.
Ihm fiel absolut nichts ein,
drum ließ er das Sprechen sein.
Erst als man ihn zum Essen rief,
wurd' er wieder kreativ,
und sprach die schönen Worte:
"Gibt es hinterher auch Torte?"

Aus: "Gesammelte Gedichte 1954-2006"
von Robert Gernhardt, erschienen im
Fischer-Verlag, 700 Seiten

Montag, 13. Juni 2011

Nicht nur zu Halloween

Eine Novelle über den Tod? Ja. Aber was für eine! Das hat man vorher noch nie gelesen.
Erst verweigert sich der Tod , die kleine Audrey mitzunehmen und dann versucht er auch noch verzweifelt, ein Mensch zu werden. Die ganze Geschichte faszinierte mich derartig, dass ich die Novelle in einem Rutsch durchlesen musste. Der Autor und Regisseur Oliver Kyr hat die seltene Gabe, mit einer sehr kunstvollen Sprache zu fesseln. Gute Unterhaltung ist dabei garantiert und das Buch macht jetzt schon neugierig auf den nächsten Band. Oder gibt es davon etwa demnächst einen Film?
Summa summarum: Ein fantastisches Lesevergnügen – mit einem ungewöhnlichem Vorwort von Lo Graf von Blickensdorf – und dies nicht nur zu Halloween! Sehr Empfehlenswert!
(von Walter Wiesel)

Autor: Oliver Kyr, Herausgeber: Hans S. Link, Verlag: NOEL-Verlag, Vorwort: Lo Graf von Blickensdorf, Cover-Design: Gabriele Benz, Illustration: Maria Kaiser

Mittwoch, 8. Juni 2011

Künstlerposen

Er studierte in Berlin-Charlottenburg und ging dann nach Frankreich, "Das Auge von Paris", wie Henry Miller ihn nannte. Der 1899 in Ungarn geborene Brassaï fotografierte die bedeutensten Künstler seiner Zeit, etwa Picasso in seinem Atelier (Foto oben) oder Alberto Giacometti.
Aber auch die Graffitis (Foto unten) seiner Zeit interessierten ihn. Beides ist dort zu sehen, wo der Meister studiert hat: Museum Berggruen und Sammlung Scharf-Gerstenberg, vom 27. Mai bis 28. August in Berlin-Charlottenburg.

(Foto oben: Picasso und Der Redner von 1937  
Atelier  Rue des Grands Augustins, Paris, 1939© Estate Brassaï, Foto unten: Graffito aus der Serie „Masken und Gesichter“ o. D. (1935–1956) © RMN / Adam Rzepka)