Sonntag, 18. Dezember 2011

Warum ich mein Geld lieber für Torten ausgebe


Gestern in der Herrenabteilung vom KaDeWe. Da sehe ich doch tatsächlich in einer Vitrine ein paar hässliche Socken für 860 Euro (siehe Foto)! Da war ich vielleicht von den Socken, das können Sie mir glauben. Dabei soll es sich um Vicuna-Socken handeln, die aus der seltensten und teuersten Wolle der Welt verarbeitet sind. Die Vicuna-Wolle aus Südamerika ist leichter, wärmer und weicher, als alle anderen Naturfasern, behauptet zumindest eine goldglänzende Schrifttafel. 
Früher in den 60er und 70er Jahren trug man entweder kratzige Wollsocken, die nach zwei Wäschen bequem einem Playmobil-Männchen passten oder hauchdünne Socken der Firma Goldfalter aus Helanca, so dass man nicht nur kalte sondern auch Schweißfüße bekam. Das ist heute Gottseidank anders. Ein paar gute Socken mit Woll- und Kaschmiranteil kosten so zwischen 10 und 18 Euro. Mit Warme-Füße-Garantie. Da brauche ich doch keine megateuren Vicuna-Socken.  
Und wer kennt das nicht? Man steckt ein Paar Socken in die Waschmaschine und es kommt nur eine Socke heraus. Was macht man dann? Schwupp, ist man 430 Euro los – auf Nimmerwiedersehen. Nein, nicht mit mir. Ich bin ja der Meinung, dass die Socken manchmal untereinander Ehestreit haben und deshalb ein Teil unvermutet verschwindet. Um ein neues Socken-Leben zu beginnen, flüchten sie dann heimlich in ein Paralleluniversum namens „Strümpfenien“, dass von einer mächtigen Schafwollsocke der Größe 58 regiert wird. Und auf eine seltene Vicuna-Socke wartet das Volk der geflüchteten Einzelsocken sicherlich nur noch. Vicuna-Socken wären in „Strümpfenien“ bestimmt etwas besonderes und würden von den Normalosocken mit Respekt behandelt werden.  
Noch ein Nachteil: Man kann noch nicht mal angeben damit, weil die Leute die Socken nicht sehen können, wenn man sie trägt. Es sei denn, man läuft ohne Schuhe. Aber so, dass man auch unter die Fußsohle schauen und das Label sehen kann. Vielleicht in einem albernen Monty-Python-Gang? Und zufällig vorbei kommende Sockenfachleute bleiben dann plötzlich stehen und sagen voller Ehrfurcht: „Schau mal, der trägt ja echte Vicuna-Socken – aus der teuersten Wolle der Welt! Das ist der Ferrari unter den Socken!“  
Aber wer kauft denn so etwas? Wahrscheinlich nur Angeber mit Geschmacksverirrung. Der einzige, der mir einfiele, wäre der zur Zeit wahrheitssuchende Tankstellenbesitzer und Noch-Bundespräsident Wulf. Denn der hat reiche Freunde, die ihm ohne weiteres mit „Krediten“ aushelfen können. Außerdem hat er schlechten Geschmack – denn wer würde sich sonst für über 500.000 Euro so ein hässliches Haus bauen? Dem könnte man bestimmt ohne weiteres diese Socken andrehen. Das passt dann wieder: Auf hässlichen Socken durch ein hässliches Haus laufen. 
Da bleibe ich lieber bei meiner Torte. Die macht mir gute Laune, man ist falschen Freunden zu nichts verpflichtet und wenn die Torte weg ist, weiß man, wo sie ist.

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