Montag, 18. März 2013

Trümmertorte im Wiener Kaffeehaus

Ich betrat zum ersten Mal das „Restaurant & Café Hackescher Hof“ und war freudig überrascht. So müssen Kaffeehäuser aussehen! Lange, mit Leder Hackescher Hofbezogene Bänke, Spiegel und schöne Kronleuchter an den Decken. Und das alles dort, wo Berlin am hippsten ist: Am Hackeschen Markt. Es war gerade Kaffeezeit und ich freute mich auf ein Stück Torte.
Doch am „Kuchenbuffet“ standen nur zwei gelangweilte Bedienungen herum (die zuerst ihr privates Gespräch gemächlich weiterführten und mich warten ließen, bevor sie sich bequemten, mich zu bedienen) und ebensolche Torten, da sie vermutlich schon ein paar Tage ihr trauriges Dasein in der Vitrine verbracht hatten. Später erfuhr ich, warum. Ich wählte das kleinste Übel. Eine Orangentorte. Die sah von weitem von allen Torten noch halbwegs nach Torte aus. Und einen Cappuccino und ein Glas Leitungswasser. Als mir serviert wurde, sah die Torte aus, als hätten sie Trümmerfrauen mit stumpfem Werkzeug aus Stein gehauen (siehe Foto). War es etwa die Rache vom Tortenbuffet, weil ich es gewagt hatte, das Privatgespräch zu stören?
Nachdem ich das tägliche Foto wie üblich bei facebook postete, kamen Sekunden später hämische Kommentare. Eine facebookerin kommentierte mein Foto: „Im Hackeschen Hof werden die Torten nicht geschnitten, sondern gehackt?“ Ein anderer: „Trümmertorte…“ Es kam noch schlimmer – die Tortenlümmelei (3,20€) war schon ein paar Tage alt, schmeckte wie Hupe und der Cappuccino (2,80 €) kam mir vor wie Wasser, das man aus einem nassen Ärmel gewrungen hatte. Kein Wunder, dass die Torten im Buffet plus Tortenfrolleins so gelangweilt aussahen.
Mir wurde wieder bewusst, dass ich ja hier in Berlin leider in der Tortendiaspora lebe. Eine Bitte, lieber Hackescher Hof. Bitte entfernen Sie das Wort „Café“ aus ihrem Firmennamen. Sofort!

Restaurant & Café Hackescher Hof, Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin-Mitte

1 Kommentar:

  1. Vielleicht sollte man bei dieser Art von Bedienung und Qualitätseinbußen an eine Umbenennung in Saftladen denken.Gut,daß der liebe Lo dabei noch gesund geblieben ist.
    MfG Yasmin Diana

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